Am 29.10. bin ich zum Präsidenten gewählt worden. Es ging gleich zur Sache, da dem Verband ein sehr starkes Präsidium vorsteht und wir sehr viel vorhaben.
WAS HAT SIE MOTIVIERT, SICH ZUR WAHL ZU STELLEN?
Ich bin seit 1997 Mitglied beim Euro-Toques e.V. und bin mit dem Herzen dabei. Ich hatte in der letzten Zeit oft den Gedanken, für den Verein noch mehr bewegen zu können und stellte daher mich zur Wahl.
WAS WOLLEN SIE ZUSAMMEN MIT DEM VERBAND ERREICHEN?
Lassen Sie mich kurz ausholen: Euro-Toques Deutschland musste vor ca. 14 Jahren einen ziemlich großen Schlag einstecken, als der damalige Präsident Euro-Toques ohne Rücksprache in eine GmbH verwandelte. Dadurch hat der Verein gegenüber den Mitgliedern und Euro-Toques International leider an Glaubwürdigkeit verloren. Vor 11 Jahren bereits hat dann Wolfgang Menge einen neuen Verein Euro-Toques Deutschland gegründet und hart daran gearbeitet, die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Das ist ihm glücklicherweise gelungen. Meine Hauptaufgabe als sein Nachfolger in den nächsten Monaten wird vor allem sein, weiterhin Vertrauen aufzubauen, ehemalige und neue Euro-Toques-Mitglieder sowie neue Partner zu gewinnen. Zurzeit haben wir 140 Mitglieder, mit steigender Tendenz.
WAS SOLL MIT HILFE IHRER ARBEIT ERREICHT WERDEN?
Es soll vor allem darum gehen, den Beruf des Kochs für den Nachwuchs wieder interessanter zu gestalten. Ein Anfang ist bereits gemacht: Vor wenigen Wochen haben wir einen exklusiven Kooperationsvertrag mit dem Gastronomischen Bildungszentrum Koblenz abgeschlossen. Ein deutliches Zeichen, dass wir uns mehr um den Nachwuchs in der Branche kümmern wollen. Wir freuen uns auch auf weitere kompetente Partner, die uns dabei unterstützen.
WIRD DER VERBAND NUR GASTRONOMEN AUS DER INDIVIDUALGASTRONOMIE ODER AUCH AUS CATERING UND GEMEINSCHAFTSVERPFLEGUNG VERTRETEN?
Auch hier sind wir noch am Anfang. Rund 15 bis 20 Prozent unserer Mitglieder kommen aus dem Catering bzw. der Gemeinschaftsverpflegung. Ich selbst bin ja auch in diesem Bereich tätig. Ein deutliches Zeichen, dass wir hier stärker wachsen wollen.
WIESO LIEGEN DIE WURZELN DES VERBANDES EIGENTLICH IN DER INDIVIDUALGASTRONOMIE?
Als vor 32 Jahren Euro-Toques von Baron Pierre Romeyer, einem 3-Sterne-Koch, gegründet wurde, war sein Bestreben, möglichst viele europäische Köche für den Einsatz von natürlichen Lebensmitteln zusammenzuschließen. Der Gründer der Euro-Toques Deutschland, Eckart Witzigmann, hatte sicherlich den Bereich Gemeinschaftsverpflegung zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Fokus. Inzwischen hat die Bedeutung von Catering und Gemeinschaftsverpflegung enorm zugenommen. Deshalb wollen wir hier als Verband auch in Zukunft aktiver werden und aus diesem Bereich Mitglieder werben.
SIE ARBEITEN IN IHREM UNTERNEHMEN BIO KONTOR 7 AUSSCHLIEßLICH MIT BIO-PRODUKTEN. WELCHE ROLLE WIRD BIO UND NACHHALTIGKEIT BEI DER VERBANDSARBEIT SPIELEN?
Für mich ist der Einsatz von Bio-Lebensmitteln eine Selbstverständlichkeit. Nicht nur in geringen Anteilen, sondern zu hundert Prozent. Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, wie hoch der Anteil an Bio-Produkten in der Küche sein soll. Ich muss das zum Glück innerhalb des Verbands nicht thematisieren, da die meisten Kollegen bereits auf Nachhaltigkeit setzen.
DIE RICHTLINIEN, UM BEI EURO-TOQUES MITGLIED WERDEN ZU KÖNNEN, SIND VERGLEICHSWEISE STRENG. WARUM?
Um Euro-Toques Mitglied werden zu können, muss der Antragsteller zwei Euro-Toques Mitglieder als Paten mitbringen und unsere Ehrenkodex (s. Info-Kasten; Anm. d. R.) bereits leben. Der Antragsteller wird vom jeweiligen Landesbeauftragten persönlich besucht. Dieser vergewissert sich, ob das Unternehmen bzw. der Koch in den Verband passt bzw. die Leitlinien erfüllt.
FÜR DIE KÖCHE GIBT ES BEREITS EINEN BERUFSVERBAND, DEN VERBAND DER KÖCHE DEUTSCHLAND (VKD). WARUM AUCH NOCH EURO-TOQUES?
Ich bin sehr froh über jede Organisation, die unseren Beruf präsentiert, fördert und voranbringt. Die Arbeit, die der VKD leistet und die Menschen, die ehrenamtlich dahinter stecken, verdienen sehr viel Respekt.
IST IHR VERBAND AUCH OFFEN FÜR KÖCHE AUS DER INDUSTRIE?
Wir sind grundsätzlich an jedem interessiert, der sich selbst in unseren Ehrenkodex wiederfindet. Bio-Kontor 7 oder Partner wie Burgis und Bon Pastaio produzieren alle im industriellen Stil, auch wenn sie eher Manufakturen sind. Insofern finden wir uns darin wieder und können durch die Qualität und Nachhaltigkeit bei unsere Kunden punkten, auch wenn der Preis höher ist.
(Foto: Geiger)
Vita Konrad Geiger
Jahrgang 1969
06/2013 - heute
Geschäftsführer Bio Kontor 7 GmbH & Co. KG, Bad Aibling: Verantwortung für den Aufbau des Bio-Unternehmens mit dem Schwerpunkt auf nachhaltiger Produktentwicklung, Produktionssteuerung und Vertrieb.
07/2007 - 05/2013
selbstständiger Bio-Consulter
07/2001 - 06/2007
Küchenchef, Restaurant Fürstenfelder, Fürstenfeldbruck
12/1996 - 06/2001
Küchenchef, Restaurant Alt Cannstatt, Stuttgart
07/1993 - 07/1996
Erster Koch, MS Europa, Hapag Lloyd, Bremen
10/1990 - 07/1993
Chef de Partie, Hotel Alpenhof, Zermatt/ Schweiz
08/1990 bis 11/1990
Alleinkoch, Restaurant Alte Zunft, Stuttgart