Das Thema „Veranstaltungssicherheit“ nehmen viele Caterer nicht ernst genug und es liegt einiges im Argen. Das sagt der renommierte Sicherheitsexperte Markus Weidenauer im Interview mit Catering inside.
Herr Weigenauer, in Ihrer Praxis stellen Sie immer wieder große Sicherheits-Defizite in der Sicherheitsorganisation von Veranstaltungen fest. Worum geht es da im Einzelnen?
Die Spannweite ist breit. Da geht es um vermeintliche Kleinigkeiten wie zum Beispiel Fluchtwege, die von Servicewagen zugestellt sind, oder um Kabel, die lediglich festgeklebt und nicht mit Brücken abgedeckt werden. Darüber hinaus werden bei der Vorbereitung, Planung und Durchführung von Veranstaltungen und Events häufig viele Fehler gemacht. Da haben wir es dann bei bestimmten Teilnehmerzahlen unter anderem damit zu tun, dass Konzepte zur Sicherheit, Evakuierung und Rettung praxisfern sind oder gar nicht existieren.
Wenn Caterer als Veranstalter in Erscheinung treten, sind Sie ab einer bestimmten Veranstaltungsgröße vermutlich gut beraten, wenn sie die Verantwortung einer professionellen Sicherheitsfirma übertragen?
Grundsätzlich gilt: Der Veranstalter bleibt Veranstalter und haftet im Falle eines Falles, den wir uns natürlich alle nicht wünschen. Diese Verantwortung und Pflicht zur Haftung bei auftretenden Schäden kann er keiner Sicherheitsfirma übertragen. Hinzu kommt, dass bestimmt nicht jede Sicherheitsfirma professionell arbeitet. Oft ist da mehr Schein als Sein im Spiel.
Was meinen Sie genau?
Im Gegensatz beispielsweise zu den USA ist Sicherheit in Deutschland ein Niedriglohn-Thema. Und es ist ja kein Geheimnis, dass in der Sicherheitsbranche ein weit verbreiteter Preiskampf herrscht.
Leider haben viele Auftraggeber, auch aus dem Catering, in erster Linie den Preis für Sicherheitsdienstleistungen im Hinterkopf und wundern sich dann unter Umständen später, dass sie dafür eine ungenügende Qualität und zum Beispiel wenig motiviertes Personal mit geringer Kompetenz eingekauft haben. Ich sage in solchen Fällen immer: Wer mit Bananen bezahlt, bekommt nur Affen.
Und was ist die Konsequenz?
Der Caterer sollte eine Sicherheitsfirma sorgfältig auswählen und dabei nicht ausschließlich auf den Preis achten. Was vermeintlich billig oder ein Schnäppchen ist, kann sich schnell als sehr teuer erweisen – nämlich dann, wenn tatsächlich etwas passiert.
Und: Zweifellos sind die Sicherheits-Herausforderungen bei Veranstaltungen und Events heutzutage größer als noch vor wenigen Jahren. Die alltägliche Gewalt hat zugenommen und die Terror-Gefahr ist ebenfalls gewachsen.
Und wie erkennt der Caterer eine professionell arbeitende Sicherheitsfirma?
Das ist nicht leicht. Denn es fehlt so etwas wie ein verlässliches Gütesiegel. Die gesetzlichen Anforderungen an die Sicherheitsbranche und insbesondere an das Personal sind nicht besonders hoch. Für die Tätigkeit als Sicherheitskraft zum Beispiel reicht eine mehrstündige Unterweisung bei der Industrie- und Handelskammer, die noch nicht einmal mit einer Prüfung endet – die bloße Anwesenheit genügt. Ich empfehle auf jeden Fall, dass Catering-Unternehmen bei potenziellen Sicherheitsfirmen auf die DIN 77200 achten. Diese liegt weit über den gesetzlichen Vorgaben. Und selbstverständlich sollten Caterer die nachweisbaren Kompetenzen der Sicherheitsfirmen im Detail abfragen.
Hintergrund:
Markus Weidenauer ist geschäftsführender Gesellschafter der SecCon Group München. Das Unternehmen berät Personen, Firmen und Institutionen in Sicherheitsfragen. Der 44-Jährige verantwortet unter anderem das Sicherheitskonzept der Bayreuther Festspiele. Er ist bereits seit 1992 im Bereich Sicherheitsmanagement tätig.(Foto: SecCon Group)