Der Trend zu Gesundheit und Wellness spielt dem Traditionsgetränk einerseits in die Karten. Doch andererseits hat Tee längst sein Nur-Gesund-Image abgelegt. Kreative Mischungen, neue Getränke-Inspirationen und die Einbindung in die Spitzengastronomie überzeugen.
Deutschlands Teebranche kann auf ein positives Jahr 2018 zurückschauen. Und das gilt sowohl für Grün- und Schwarztee als auch für Kräuter- und Früchtetee. Der für Camellia Sinensis (Grün- und Schwarztee) zuständige deutsche Teeverband meldet ein Importvolumen von 50.381 Tonnen aus 67 Ländern weltweit und einen Pro-Kopf-Teekonsum von durchschnittlich gut 26 Litern. Beim Kräuter- und Früchtetee wurde 2018 erstmals die 40.000er-Marke geknackt und der Verbrauch von 39.484 auf 40.184 Tonnen gesteigert. Damit wurden deutschlandweit über 16,7 Milliarden Tassen Kräuter- und Früchtetee getrunken. Diese Zahlen zeigen, dass Tee auch in heißen Sommern ein idealer Durstlöscher ist. „Warmer Tee erfrischt und entlastet den Körper, während kalte Getränke ihn eher stressen“, erklärt Maximilian Wittig, Geschäftsführer des deutschen Teeverbands. „Ob Winter oder Sommer – unendlich viele Teekreationen sind möglich und besonders in den Sommermonaten kann Tee erfrischen und kühlen“, bestätigt auch Dr. Monika Beutgen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee (WKF).
Aromatisierte Teemischungen sind die Favoriten
Geschmacklich liegt die Vorliebe der Deutschen bei aromatisierten Teemischungen, hier steigt die Nachfrage. Dr. Monika Beutgen erläutert: „Aromen werden bei der Komposition eines Tees dazu verwendet, ihm eine zusätzliche geschmackliche Tiefe zu geben. Dadurch schmecken sie nicht nur angenehm, sondern duften auch entsprechend.“ Trotz wachsender Zuneigung für Mischungen bleiben die Deutschen auch den traditionellen „big three“, Pfefferminze, Fenchel und Kamille, treu. Bei den sonstigen Monosorten gewinnt Mate, der Verbrauch des koffeinhaltigen Kräutertees aus Südamerika hat sich im letzten Jahr mit gut 1.200 Tonnen fast verdoppelt. Der grüne, unfermentierte Rooibos wird ebenfalls immer beliebter. Doch verzeichnete der Rooibosmarkt insgesamt einen leichten Rückgang von 0,9 Prozent, begründet durch die anhaltende Dürre in Südafrika.
Bio und Qualität bleiben im Fokus
Wie in fast allen Lebensmittelbereichen boomt auch bei Tee der Bio-Trend, der Marktanteil ist weiter gestiegen auf 10,4 Prozent. „Die steigende Quote entspricht dem wachsenden Sinn für nachhaltige Lebensmittelqualität in Deutschland, die heute nahezu stellvertretend für Lebensqualität steht“, erläutert Maximilian Wittig. Tee im Premium- und Bio-Bereich ist auch bei den Herstellern immer mehr gefragt, wie Liv Rathgeber von Althaus Tee (Hanseatic Tea Export GmbH, Bremen) berichtet: „Kunden verlagern ihren Fokus auf Qualität und fordern gerade im Bio-Tee-Segment mehr Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeitsverpflichtungen.“ Der Tendenz zur Qualität trägt man bei JDE Professional mit den beiden hochwertigen Pickwick-Außerhaus-Reihen Rechnung. Christian Papendieck, Marketing Manager nennt als Beispiel den Pickwick Slow Tea, der aus einer Reihe von acht losen Teemischungen mit Kräutern und Fruchtstücken sowie reinen klassischen Rooibos-, Grün- und Schwarzteevarianten besteht: „Die extra langen Teeblätter sorgen für eine langsame Extraktion und einen zarten, vollen Geschmack. Die transparente Einzelverpackung macht die hohe Teequalität sichtbar.“
Teecocktails mit und ohne Alkohol sind trendy
Dass Tee außerdem zu einem In-Getränk avanciert, liegt nicht nur an den wohltuenden Inhaltsstoffen. In Zeiten, in denen Stress zum Alltag gehört, bewirkt auch die mit der Zeremonie verbundene Auszeit eine ausgeglichene Stimmung. Gleichzeitig sorgen neue, angesagte Rezepte für Teegetränke und Teecocktails für ein modernes Auftreten. In hippen und urbanen Metropolen wird längst mit Tee gemixt: Earl Grey Martini oder Gin Tonic mit aromatischem Tee, aber auch Grünteecocktails, zum Beispiel mit Wodka, Matcha, Limette und Ingwer, sind Geheimtipps.
Liv Rathgeber stimmt zu, dass Tee aktuell auch mal seine traditionellen Wurzeln verlässt: „Kunden wollen etwas anderes schmecken. Seit einiger Zeit vermerken wir eine größere Nachfrage für kreative Teekaltgetränke, denn Verbraucher fordern gesündere Alternativen zu den klassischen Erfrischungsgetränken. Fancy Iced Teas, Teecocktails oder Matcha-Kreationen sind gute Beispiele dafür, dass gesund auch lecker ist.“
Auch bei Teekanne zeigt sich, dass sich Teetrinker zunehmend an neuen Kreationen erfreuen. Dem Zeitgeist trägt Teekanne fresh mit den Ready-to-drink-Getränken Rechnung. Nadja Goebel, Produktmanagerin Teekanne Foodservice beschreibt die Teegetränke in der 0,5-Liter-Flasche: „Sie bestehen aus echtem, direkt aufgebrühtem Früchtetee aus 100-prozentig natürlichen Zutaten und bilden eine attraktive Alternative zu zuckerhaltigen oder künstlich gesüßten Erfrischungsgetränken.“
Eine extravagante Alternative, zum Beispiel für Tagungspausen oder Events, gibt es bei Meßmer ProfiLine mit den sogenannten Teeshots. Andrea Erben, Marketing-Managerin ist überzeugt: „Damit zeigt der Gastgeber, dass er seine Fantasie spielen lässt, um seine Gäste mit neuen Ideen zu überraschen.“
Ein weiterer angesagter Trend im Teebereich ist das Foodpairing, mit dem die Spitzengastronomie aktuell experimentiert. Nach dem Vorbild Asiens servieren Gourmetköche Tee statt Wein zu ihren Menüs. Tee unterstreicht den Geschmack eines Gerichts, umschmeichelt den Gaumen und macht Speisen zum Highlight für die Sinne – und das alles alkoholfrei: ein spritziger Earl Grey zur Entenbrust mit buntem Wintersalat, ein leichter Oolong oder Grüntee zum Zander und ein würziger Chai-Tee zum Schokodessert. „Feste Regeln für die Teewahl beim Essen gibt es nicht“, meint Maximilian Wittig, „erfahrungsgemäß passen leichte Grüntees meist gut zu milden Fischgerichten, während sich kräftige Schwarztees besser als Begleiter für herzhafte, würzige Speisen eignen.“ Er rät zu eigenen kulinarischen Entdeckungsreisen, um verschiedene Kombinationen auszuprobieren.
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